Nun war ich auch das erste Mal in meinem vierten und letzten Ausschuss aktiv. Im Sozialausschuss bin ich zwar nur Stellvertreterin, kann dort aber meine Jugendthemen anbringen. Das ist also keine klassische Stellvertreterrolle im Sinne einer Vertretung, sondern eine Sitzaufteilung. Die Themen des Ausschusses sind auf vier Abgeordnete aufgeteilt, wir haben aber nur zwei Sitze im Ausschuss. Ich komme also immer dann zum Einsatz, wenn mein Thema dran ist. Heute war das gleich zwei Mal der Fall.
Im Top 1 wurde der Haushalt des Sozialministeriums eingebracht und im Top 5 wurde mein Antrag “Jugendarbeit ernst nehmen. Zuwendungen pünktlich auszahlen” behandelt.
Beim Haushalt war ich nur Statistin, saß also in der zweiten Reihe, notierte mir Aussagen des Ministeriums und souflierte meinen Kolleginnen. Das war trotzdem sehr spannend, weil viele meiner ehemaligen Kolleginnen und Kollegen aus dem Ministerium anwesend waren und ich das Geschehen nun aus ganz neuer Perspektive sehen und bewerten konnte. Das Ganze passiert dann am 25. Januar im Finanzausschuss noch einmal. Da darf ich dann glücklicherweise auch etwas sagen. Ich bin sehr gespannt!
So interessant und amüsant der erste Teil der Sitzung war, so frustrierend und ernüchternd war der zweite. Im Oktober wurde im Landtag auf meinen Antrag hin diskutiert, dass die freien Träger der Jugendarbeit das Geld für ihre Arbeit aus unterschiedlichen Gründen meist erst im zweiten Halbjahr erhalten. Normal und angedacht ist Januar.
Ich hatte angenommen, dass ich beim entsprechenden Tagesordnungspunkt meinen Antrag noch einmal vorstellen und mit den anderen Fraktionen diskutieren kann. Aber weit gefehlt. Die Koalition reichte zum Anfang der Sitzung eine Beschlussempfehlung mit einem von ihr umfangreich geänderten Antrag ein. Diese wurde dann von der Koalition auch so beschlossen. Meine ursprünglichen Forderungen sind nun total verwässert, verfälscht und verharmlost. Außerdem gab es gar keine Diskussion, sondern lediglich einen kurzen Austausch. Ich habe einen Großteil der Zeit über die Intentionen hinter unserem Antrag gesprochen, die Probleme erläutert, die Forderungen genauer erklärt. Zurück kam nur Schweigen. Die CDU äußerte sich gar nicht, die SPD einmal kurz, die Grünen zum Anfang und das Ministerium lediglich zum Personalproblem im Landesverwaltungsamt.
Entweder man hat die Probleme nicht erkannt, man will sie nicht erkennen oder sie sind der Koalition egal.
Deutlich klar geworden ist mir heute, dass die Politik den Rahmen vorgeben muss, in dem sich die Ministerien bewegen. Wenn der Rahmen schlecht ist, können auch die Ministerien wenig Gutes tun.
Beschlossen wurde nun, dass die Träger spätesten im Juni jeden Jahres ihr Geld bekommen, was in etwa so sinnvoll ist wie ein Pflaster auf einem offenen Beinbruch.