Als persönliche Referentin des Sozialministers war damals u.a. meine Aufgabe, Termine des Ministers vor- und nachzubereiten. Dazu gehörte es, Absprachen mit den zu besuchenden Einrichtungen zu treffen und die Abgeordneten zu informieren, die in dem jeweiligen Wahlkreis tätig waren. Letzteres habe ich zeitlich nicht immer geschafft, so dass wir hin und wieder Ärger von den Abgeordneten bekamen, die nicht davon wussten, dass der Minister bei ihnen vor Ort einen Bescheid übergeben oder eine Einrichtung besucht hatte.
Jetzt als Abgeordnete weiß ich den Service der Ministerien sehr zu schätzen und merke auch die feinen Unterschiede in der Informationspolitik der Ministerbüros.
Von der ordentlichen Arbeit eines persönlichen Referenten habe ich in der vergangenen Woche profitiert. Ich bekam eine Mail mit der Information, dass der Finanzminister dem Gymnasium in Wolmirstedt einen Zuwendungsbescheid für eine energetische Sanierung überreichen wollte. Die Übergabe sollte am 29. Januar stattfinden. Glücklicherweise passte der Termin bei mir, also fuhr ich am Montag in die Schule, in der ich 8 Jahre meines Schullebens verbrachte.
Nur durch die Möglichkeiten, die mir im Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasium geboten wurden, konnte ich auch nach dem Abitur meinen Weg gehen. Ohne Schülerzeitung, Schülerradio und verständnisvolle Lehrer, die meine vielen Fehlzeiten meist langmütig hinnahmen, wäre ich heute nicht in der Politik.
Jetzt als Abgeordnete kann ich der Schule etwas zurück geben. Gerade beim sehr akuten Lehrermangel kommen viele Hinweise und Bitten. Gestern blieb ich noch lange nach dem offiziellen Termin und sprach mit der Schulleitung über die aktuelle Lehrersituation in der Schule und Gestaltungsmöglichkeiten der Politik. Gut, dass momentan “nur” knapp 950 Schüler das Gymnasium besuchen und daher auch nur rund 80 Lehrer benötigt werden. Zu meinen Schulzeiten war das Gymnasium mit fast 1.400 Schülern mehr als ausgelastet und das Lehrerkollegium im dreistelligen Bereich.
Dass der Finanzminister einen Bescheid über 2,3 Millionen Euro überreicht hat und ich dabei sein konnte, freut mich sehr. Das Geld soll für eine Photovoltaikanlage, neue Fenster und Sonnenschutz für die Klassenräume verwendet werden. Das klingt nach guten Bedingungen für die junge Generation. Mit noch besseren Lernbedingungen bringt die Schule neben einem Bürgermeister (Martin Stichnoth, BM Wolmirstedt), Mitglieder einer erfolgreichen Pop-Band (Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel), einer Abgeordneten und vielen erfolgreichen Abiturienten sicher noch mehr engagierte junge Menschen hervor. Schön, dass sich das Finanzministerium und die Investitionsbank um die äußeren Rahmenbedingungen kümmern. Ich bemühe mich parallel um die inneren Werte, wie ausreichend Lehrer und außerschulische Projekte.