Nun hat es also Sachsen-Anhalt getroffen.

Ein offensichtlich rechtsextremer Anschlag mit zwei Toten in Halle. Das muss man erst mal sacken lassen. So richtig verdaut und verarbeitet ist das alles noch nicht. Dafür stellen sich viel zu viele Fragen.

Die Diskussionen um mehr Sicherheitsmaßnahmen, mehr Befugnisse für Polizei und Verfassungsschutz und mehr Kontrolle im Internet sind einseitig. Polizei und Verfassungsschutz intervenieren, wenn tatsächlich etwas passiert bzw. sich etwas anbahnt.

Was aber ist denn mit Prävention? Wünschenswert wäre doch, dass es erst gar nicht zu solchen Radikalisierungen kommt, dass Menschen sich eben nicht als Verlierer sehen, wie es der Schütze aus Benndorf von sich selbst behauptete. Wichtig ist doch, dass Menschen eine persönliche und berufliche Perspektive haben, dass sie sich nicht nur sicher, sondern auch unterstützt und im Zweifel aufgefangen wissen. Was ist also mit Strukturen, mit Präventionsnetzwerken und Hilfeeinrichtungen?

Es muss mehr getan werden für Demokratiebildung, für Teilhabe an der Gesellschaft, für Mitwirkungsmöglichkeiten. Und vielleicht müssen wir auch über die Nachwirkungen der Wiedervereinigung sprechen. Der Täter kam aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz, einem der abgehängtesten Regionen des Landes, die laut mehreren Studien kaum Perspektiven bietet.

Dass jemand sich als Verlierer sieht, der vor Ort keinen Job, keine Engagementmöglichkeiten und kaum öffentliche Fortbewegungsmöglichkeiten findet, ist durchaus nachvollziehbar. Worin diese Rahmenbedingungen aber nicht münden dürfen, sind Radikalisierungen. Hier muss insbesondere die Politik mehr tun.

Am 23.Oktober wird es eine Sondersitzung des Landtages wegen des Anschlags in Halle geben. Das kann nur der Anfang einer Debatte sein.