Ich komme aus einem nicht-akademischen Elternhaus. Meine Entscheidung, nach dem Abitur Politik und Soziologe zu studieren, sorgte familiär für wenig Begeisterung und stellte mich als Studentin vor einige Herausforderungen. Oft fühlte ich mich naiv, dumm, fehl am Platz: Im Gegensatz zu vielen meiner Kommilitonen wusste ich nicht, wer Max Weber, John-Maynard Keyens oder Michel Foucault waren. Das habe ich mir erst im Laufe des Studiums erarbeitet.

Den Magisterabschluss hatte ich zwar irgendwann in der Tasche, dieses unwohle Gefühl, an der Universität nicht dazu zu gehören, habe ich aber nie abgelegt. Aus meiner Sicht fehlte mir der richtige Duktus und der wissenschaftlich-fundierte Auftritt.

Diese riesige Lernanstalt mit all den Dozenten, Professoren, Dekanen und Rektoren schaute – so mein Eindruck – irgendwie immer auf mich herab.

Und dann zog ich in den Landtag ein. Jetzt sollte ich plötzlich mit darüber bestimmen, wie die Hochschulen finanziert werden, ob es weiter Studiengebühren geben und wie die Hochschullandschaft in Sachsen-Anhalt zukünftig aussehen soll. Im Landtag begegneten mir zwei meiner Dozentinnen wieder – eine Referentin im Justizministerium, eine persönliche Referentin eines Ministers. Und ich, die ehemalige Studentin, stand ihnen nun als Gesetzgeberin gegenüber. Plötzlich war ich diejenige, die Frage stellte, und sie diejenigen, die nach Antworten suchen mussten. Ein komisches Gefühl.

Noch komischer wurde es, als der Rektor meiner ehemaligen Universität am Rande einer Ausschusssitzung zu mir kam und sich bei mir für eine Kleine Anfrage bedankte. Er hätte schon länger Probleme in diesem Bereich und fände meine Fragen dahingehend sehr richtig und hilfreich. Ich bin in dem Moment im Flur des Landtags stehend total rot geworden. Da kommt ein Professor zu mir und bedankt sich bei mir für meine Arbeit. Ui, ui, ui.

Dass ich ihm vor kurzem in einer ganz anderen Sache mit einer parlamentarischen Initiative sogar strukturell und finanziell helfen konnte, freut mich sehr.

Im Landtag die Möglichkeit zu bekommen, mich von einem ganz anderen Standpunkt aus mit Hochschulen zu beschäftigen, fand ich sehr spannend und bereichernd. Und dass ich mich immer noch nicht hochwissenschaftlich ausdrücken kann, ist in der Politik vielleicht sogar ein Vorteil.

Ich bin meinen Eltern dankbar, dass sie mich damals aufs Gymnasium schickten, auch wenn es manchmal nicht einfach war. Es ist wichtig, dass junge Menschen mit unterscheidlichen Hintergründen studieren können und die Möglichkeit erhalten, sich zu bilden. Und es ist wichtig, dass Menschen mit ganz unterschiedlichen Hintergründen im Landtag wirken können.