05.06.2019 | Fachpolitik, Im Landtag
Der heutige Finanzausschuss kommt mit seinen vielen Tagesordnungspunkten, diversen Bau- bzw. Sanierungsvorhaben und geplanten Gesetzesänderungen zwar ganz gewöhnlich daher, enthält allerdings jede Menge Sprengstoff. Die akute Krise der Kenia-Koalition lässt viele Themen zum Zünglein an der Waage werden.
Wir beginnen heute mit dem Sanierungsbedarf der Uniklinik Magdeburg, der in der letzten Landtagssitzung zu einer Koalitionskrise geführt hat. Beim gestrigen Jahresempfang der Uniklinik Magdeburg war die Spannung zwischen Wirtschaftsminister und dem Direktor der Klinik mit Händen greifbar. Ein Rededuell auf solch hohem intellektuellem Level habe ich noch nicht erlebt. Es wurde auch unverhohlen und zum Teil sehr eindeutig am Gegenpart kritisiert. Die Debatte heute mit den Abgeordneten als dritten Akteur im Finanzierungsstreit wird sicher aufreibend und kann den Krisenmodus verschärfen.
In den folgenden Tagesordnungspunkten beschäftigen wir uns mit der Nutzung von Liegenschaften der Martin-Luther-Universität Halle, der Sanierung der Polizeidirektion in Magdeburg und des Ratke-Gebäudes in Köthen und schließen den Bau-Reigen mit der Vorstellung der Bauplanungen für das “Haus des Sports” vom Landessportbund. Gerade bei der Polizeidirektion und beim Landessportbund hatten wir in den vergangenen Jahren immer wieder sehr langwierige und emotionale Debatten, daher rechne ich auch heute mit einer kontroversen Diskussion.
Auch bei diversen Gesetzesvorhaben dürfen wir Finanzer in der heutigen Sitzung mitmischen. Wir werden über das lang ersehnte Personalvertretungsgesetz sprechen, das Dienstrechtliche Datenschutzanpassungsgesetz (was es alles gibt) debattieren, außerdem das Pensionsfondsgesetz, das Sparkassengesetz, das Gute-Kita-Gesetz und zu allerletzt das Onlinezugangsgesetz besprechen.
Zwischendrin kommt dann noch das beliebte Thema “NORD/LB” zur Sprache. Die Unterzeichnung des Staatsvertrages soll sich verzögern. Es gibt momentan Gerüchte, dass der errechnete Kapitalbedarf der Bank wohl doch etwas höher liegen soll, als angenommen. Ich habe etwas von rund 1 Milliarde gehört. Der Finanzminister hat das in der letzten Landtagssitzung zwar abgestritten, so richtig überzeugt bin ich von seiner Aussage aber nicht. Sollten sich die Gerüchte verhärten bzw. der Minister uns nicht die ganze Wahrheit gesagt haben, wird es für den kommenden Landeshaushalt und für den aktuellen Minister eng werden.
17.05.2019 | Fachpolitik, Im Landtag
Kurz vor der Europa- und Kommunalwahl findet in der kommenden Woche noch eine Landtagssitzung statt. Die Fraktionen haben mal wieder so viele Initiativen eingereicht, dass wir die Sitzung um einen halben Tag verlängern müssen und schon am Mittwoch um 14 Uhr beginnen.
Von uns sind 14 Initiativen auf der Tagesordnung, wobei einige davon aus den Ausschüssen wieder zurück in den Landtag kommen. Neu eingereicht haben wir unter anderem Anträge zu den Themen Unikliniken, Jugendaustausche in Europa, Kinderhospize und Alleenschutz. Von uns Finanzern kommen außerdem Anträge zum Schwimmbadfonds und zum neuen Staatsvertrag der NORD/LB.

Damit alle Kinder schwimmen lernen können, beantragen wir einen Schwimmbadfonds zur Sicherung von Schwimm- und Freibädern. Foto: pixabay
Den Schwimmbadfonds hatte ich an dieser Stelle schon mal angesprochen. Uns geht es mit dem Antrag darum, kommunale Schwimmbäder besonders im ländlichen Bereich zu erhalten. Da der Betrieb von Schwimm- bzw. Freibädern eine freiwillige Aufgabe der Kommunen ist, kann von uns nicht vorgeschrieben werden, dass diese vorgehalten werden müssen bzw. in welcher Höhe sie finanziert werden können. Wenn wir das als Landtag verpflichtend festlegen würden, müssten wir die Schwimmbäder auch mit Landesmitteln finanzieren.
Wir wollen den Erhalt von Schwimmbädern an den Schwimmunterricht in Schulen koppeln. Dass Schwimmunterricht in den Grundschulen erteilt wird, ist verpflichtend im Lehrplan geregelt. Es muss also wohnortnah Einrichtungen geben, in denen Schwimmunterricht erteilt werden kann. Um die Kommunen bei der Finanzierung dieser Einrichtungen zu unterstützen, wollen wir für die Jahre 2020 und 2021 jeweils 5 Millionen Euro Landesmittel zur Verfügung stellen. Der Antrag wird von mir eingebracht.
Der Antrag zum Staatsvertrag der NORD/LB stellt Swen Knöchel im Plenum vor. Hintergrund des Antrages ist eine notwendig gewordene Änderung des Staatsvertrages wegen der finanziellen Notlage der Bank. Der Staatsvertrag soll am 3. Juni von den Ministerpräsidenten Niedersachsens und Sachsen-Anhalts unterschrieben werden. Erst nach der Unterschrift wird dieser den Parlamenten der beiden Länder diskutiert. Das wird bei uns Ende Juni sein. Weswegen stellen wir nun schon vorher einen Antrag? Wir haben als Parlament bis zum 31. Mai Zeit, um uns zum Entwurf des Staatsvertrages zu äußern. Diese Stellungnahme geht dann an die beiden Landesregierungen. Im Zweifel müsste der Staatsvertrag auf Grundlage der Stellungnahmen angepasst werden. Da sich der Finanzausschuss in seiner letzten Sitzung nicht auf eine Stellungnahme einigen konnte (oder besser: keine Stellungnahme erarbeitet hat), legen wir nun unseren Vorschlag einer Stellungnahme vor. Wir sind beispielsweise nicht damit einverstanden, dass die Regierungen ohne Mitwirkung der Parlamente über eine Privatisierung der Bank entscheiden können.
Ein weiterer Antrag wird sich mit der Bewilligung von Zuwendungsbescheiden im Jugendbereich beschäftigen. Er baut auf einen Antrag auf, den ich zu diesem Thema bereits im Jahr 2016 in meiner Funktion als Jugendpolitische Sprecherin gestellt habe. Seit dem Jahr 2016 habe ich vierteljährlich den Stand der Bewilligungen abgefragt, um Veränderungen bzw. Verbesserungen beim Bewilligungszeitraum überprüfen zu können. Die Auswertung der Kleinen Anfragen hat ergeben, dass sich kaum etwas verändert hat. Er Großteil der Vereine erhält nach wie vor erst im II. oder III. Quartal einen Zuwendungsbescheid. So geht es nicht, daher dieser Antrag.
08.05.2019 | Fachpolitik, Im Landtag
Der heutige Finanzausschuss sorgte schon im Vorfeld für Wirbel. Volksstimme und Mitteldeutsche Zeitung berichteten über Vergabe-Probleme mit dem Landessportbund. Gestern kam dazu endlich eine seit Oktober geforderte Vorlage vom Innenministerium. Darin wird uns mitgeteilt, dass der Landessportbund beim Abschluss von Verträgen gegen Vergaberecht verstoßen hat. Leider hat man das erst bei einer eingehenden Prüfung festgestellt und auch bemerkt, dass die Verwaltung Fehler gemacht hat. Das Geld, was nun eigentlich zurückgezahlt werden müsste, kann man nun nicht zurückfordern. Unsere Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass so etwas in Zukunft nicht mehr passiert. Die zuständige Staatssekretärin des Innenministeriums stand uns heute gut eineinhalb Stunden Rede und Antwort. Der Landessportbund beschäftigt uns schon seit Jahren und eigentlich dachten wir, dass langsam alle Probleme beseitigt sind. Dass das offensichtlich nicht so ist, erregte heute die Gemüter und führte zu lauten und emotionalen Diskussionen. Spätestens zu den Haushaltsverhandlungen müssen uns Konsequenzen und Zahlen vorliegen, ansonsten muss über eine andere Art der Förderung nachgedacht werden.
Beraten wurde heute auch über unseren Antrag bezüglich der Parlaments-Beteiligung bei der Verteilung von EU-Mitteln. Obwohl sich ein Großteil des Ausschusses einig war, dass eine Mitwirkung und bessere Information des Parlaments notwendig ist, wurde nun der Gesetzgebungs- und Beratungsdienst (GBD) des Landtages um eine rechtliche Prüfung gebeten. Diese wird wahrscheinlich erst im August vorliegen. Dieser Umweg über den GBD ärgert mich. Man hätte das alles einfach und schnell machen können, hat sich nun aber für langsam und kompliziert entschieden. Das ist frustrierend und kräftezehrend, die Hoffnung auf eine positive Entscheidung des Ausschusses habe ich aber noch nicht aufgegeben.
Nach langem Warten erreichte uns vor einigen Tagen der Entwurf des Staatsvertrags zur NORD/LB. Wir haben als Parlament nun bis zum 31. Mai Gelegenheit, eine Stellungnahme abzugeben. Nach erster Prüfung kann ich sagen: Wir sind nicht einverstanden mit dem Vertrag, da dort die Tür für eine Privatisierung der Bank sehr weit geöffnet wird und wir als Parlament in diese Entscheidung nicht einbezogen werden sollen. Wenn privatisiert werden soll, können das die Landesregierungen von Niedersachen uns Sachsen-Anhalt unter sich ausmachen. So geht das nicht. Das dazugehörige Gesetz soll in erster Lesung im Juni behandelt werden und dann noch mal im August. Zwischendrin wird es sicher noch heiße Diskussionen geben.
04.05.2019 | Fachpolitik, Im Landtag
Im Laufe der Legislatur häuft sich bei uns Abgeordneten ein riesiger Aktenberg an. Manche Drucksachen haben hunderte Seiten, wie Gesetzesentwürfe, Gutachten, Synopsen und allerlei Schriftverkehr mit diversen Ministerien. Manche Sachverhalte bedürfen auch nur sehr wenig Papier, wie ich letztens belustigt feststellen konnte.
Im März hatte ich an dieser Stelle einen Beitrag geschrieben mit dem Titel “Am langen Arm verhungert“. Darin ging es um die Verweigerungshaltung und Desinformation eines Staatssekretärs dem Rechnungsprüfungsausschuss gegenüber. Da dies schon mehrfach vorgekommen ist, wurde ich in der März-Sitzung des Ausschusses sehr deutlich und unterstellte dem Staatssekretär mangelnden Respekt dem Ausschuss gegenüber, was dieser mit einem gepfefferten Kommentar parierte. Es gab also dicke Luft an diesem Tag. Bei dicker Luft sollte es aber nicht bleiben.

Video: giphy.com
In einem offiziellen (und sehr kurzen) Schreiben an den Rechnungsprüfungsausschuss teilte jener Staatssekretär nun mit, warum die von mir geforderten Unterlagen dem Ausschuss nicht übergeben werden konnten. Besonders gelacht habe ich, weil der Einleitungssatz mit “zu dem von der Abgeordneten Frau Heiß … erhobenen Vorwurf…” beginnt und mit “…den von der Abgeordneten Frau Heiß erhobenen Vorwurf…” endet.
Scheint so, also würde die “Abgeordnete Frau Heiß” mal wieder für Ärger sorgen und den zuständigen Staatssekretär zu einem solchen Schreiben veranlassen. Das ist auch deswegen erstaunlich, weil der Umgangston im Finanz- und Rechnungsprüfungsausschuss üblicherweise von der anderen Oppositionspartei dominiert wird. Von deren Abgeordneten hat noch nie einer ein offizielles Beschwerdeschreiben erhalten. Ich schmunzele nun etwas und hoffe, die Kollegen sind wegen der Missachtung ihrer rhetorischen Leistung nicht beleidigt.
17.04.2019 | Fachpolitik
Wegen der Themenvielfalt, die wir im politischen Raum abdecken, bildet der Landtag in jeder Legislatur ständige und zeitweilige Ausschüsse. In der aktuellen Wahlperiode verfügt der Landtag über elf ständige Ausschüsse, das sind die Ausschüsse, die spiegelbildlich die Themen der Ministerien wiedergeben. Außerdem gibt es Ausschüsse, die nur für eine bestimmte Zeit oder ein bestimmtes Thema eingesetzt werden, wie zum Beispiel die Untersuchungsausschüsse.
Und dann gibt es noch einen etwas anderen Ausschuss. Hier sind wir Abgeordneten nur Gast, im Gegensatz zu all den anderen Ausschüssen, wo wir quasi die Hausherren (und -damen) sind. Es handelt sich um den Landesjugendhilfeausschuss (LJHA).
Dieser Ausschuss ist ein Teil des Landesjugendamtes, also in die Verwaltungsstruktur des Landes eingegliedert. In diesem Ausschuss haben die Abgeordneten (je einer pro Fraktion) nur eine beratende Stimme, können also bei Beschlüssen nicht mit abstimmen. Wir können die anderen Ausschussmitglieder aber beraten, aus dem Landtag berichten und Fragen zu den politischen Schwerpunkten beantworten. Außerdem können wir an Unterausschüssen mitarbeiten.

Digitalisierung und Jugendschutz werden im Ausschuss ebenso besprochen wie Jugendbildung und Alphabetisierung. Foto: pixabay
Die stimmberechtigten Mitglieder des Ausschusses stammen von freien Trägern im Land. Die genaue Zusammensetzung ist im Sozialgesetzbuch VIII und im Kinder- und Jugendhilfegesetz des Landes verankert.
Der LJHA tritt mindestens sechs Mal im Jahr ganztägig in Halle oder Magdeburg zusammen. Er befasst sich mit allen Aufgaben der Jugendhilfe, von der Kindertagesbetreuung über Schulsozialarbeit bis hin zur Jugendverbandarbeit und offenen Angeboten für junge Menschen. Er gibt Empfehlungen und bietet Beratung für die Tätigkeit der Jugendämter an, insbesondere für die Zusammenarbeit mit den Trägern der freien Jugendhilfe sowie für die Förderung und öffentliche Anerkennung dieser Träger.
Außerdem beschließt der Ausschuss über die Verwendung der vom Land bereitgestellten Mittel. Das heißt, der Ausschuss kann festlegen, was im Bereich der Jugendhilfe in den kommenden Jahren gefördert werden soll. Das ist ein großer Diskussionspunkt zwischen Ausschuss, Landesjugendamt und Sozialministerium, da das Haushaltsaufstellungsverfahren an sich schon recht kompliziert ist und es mitunter nicht gelingt, alle Beschlüsse des LJHA in die Planung des Ministeriums einfließen zu lassen.
Ich finde es spannend zu sehen, auf welch hohem Level dort diskutiert wird und wie viel Arbeit in den Vorschlägen und Beschlüssen des Ausschusses steckt. Die Arbeitsweise und der Umgang miteinander sind deutlich anders als in den Landtagsausschüssen. Ich bin gern in dem Ausschuss und profitiere sehr von dem Austausch mit den Fachfrauen und -männern.
14.04.2019 | Fachpolitik, Im Landtag
Die Hoffnung, dass es nach den Haushaltsverhandlungen spürbar ruhiger werden würde, hat sich leider nicht erfüllt. Zwar gab es im Januar einige wenige Tage ohne Ausschusssitzungen, danach hat der Politikzirkus aber wieder an Fahrt aufgenommen.
Besonders der April bestätigt seinen Ruf, unberechenbar zu sein (in diesem Fall auch politisch). Er begann mit einer Sondersitzung von Plenum und Finanzausschuss am selben Tag, zwei Tage später dann reguläres Plenum. Diese Woche folgte eine Finanzausschusssitzung und eine Beratung des 15. Untersuchungsausschusses. In der kommenden Woche tagen Landesjugendhilfeausschuss und Rechnungsprüfungsausschuss.
Die Themenvielfalt dieser Ausschüsse ist sehr breit und deren Bearbeitung erfordert eine umfängliche Vorbereitung. Dazu kommen die Medienanfragen, die beantwortet werden wollen. Komplexe Themen wie die NORD/LB-Problematik auf einige wenige zitierbare Sätze zu reduzieren, ist eine echte Herausforderung und gelingt nicht immer. Glücklicherweise ist es rund um dieses Thema in den vergangen Tagen etwas ruhiger geworden – wird es aber nicht bleiben.
Die Themenvielfalt, die wir als Finanzer bearbeiten, erstaunt mich immer wieder. Es gibt kaum einen Aspekt im Land, mit dem wir nicht zu tun haben bzw. den wir nicht schon mit einer Kleinen Anfrage bearbeitet haben.
Im Plenum kam vergangene Woche ein Koalitionskollege auf mich zu, mit dem ich in den vergangenen drei Jahren kaum drei Sätze gewechselt hatte. Er setzte sich zu mir und folgender Dialog spielte sich ab:
“Hallo Frau Heiß, ich habe Ihre Kleine Anfrage gelesen.”
“Aha. Welche denn?”
“Ach stimmt ja, Sie stellen öfter Anfragen.”
“Das kann man so sagen.”
“Die zur USA-Reise des Wirtschaftsministers, die ist ja wirklich interessant.”
Darauf folgte ein ca. 30-minütiger Dialog über Wirtschaftspolitik im Land. Nun bin ich keine Wirtschaftspolitikerin, habe bei dem Kollegen mit meiner Kleinen Anfrage (es sind eigentlich zwei) aber offenbar einen Nerv getroffen. Die KA ist übrigens schon fast ein Jahr alt. Lustig, was die Kollegen so alles umtreibt. Der Dialogbeginn hat sich schon mehrfach mit verschiedenen Kollegen abgespielt. Ich freue mich über die Wertschätzung und darüber, dass ich auch in Koalitionskreisen zu einem Wissensgewinn beitragen kann.
Die USA-Reise des Wirtschaftsministers wird uns demnächst noch weiter beschäftigen. Da stimmt gerade im Bezug auf das Agieren der IMG etwas nicht und langsam verdichten sich die Indizien…